Antifa-Deutschpop. Allein die selbst betitelte Genrebezeichnung der Band Minipax hat so viele Widersprüche in sich, dass mein Kopf explodieren möchte.
Doch einen Schritt weitergedacht, macht ein Album wie LiebeHassFriedenKrieg Sinn: Manche Dinge kann man nur von innen ändern, wie den deutschen Pop zum Beispiel. Denkt und hört man das Album weiter, fragt man sich, wieso das niemand früher gemacht hat? Und wenn doch, wieso weiß ich davon nichts?

Die Antwort darauf liegt vermutlich in der Beschissenheit der Dinge anschaulich verankert. Punk-Liebhaber honorieren in diesem Song gerade mal, dass es sich um echte Instrumente handelt, nehmen spätestens im Refrain reißaus, wenn pappsüßer Schlager-Glibber-Sound auf sie zurollt. Die gemeinen Pop-Hörer*innen hingegen können mit Themen wie brennenden Autos, Flaggen und Alerta-Chören ungefähr so viel anfangen wie Max Giesinger mit Slime.

Linksgrünversiffte Gutmenschentexte muss man eben mögen, wenn man sich LiebeHassFriedenKrieg widmet. Wiedergekäute, linke Parolen lassen Minipax dabei getrost beiseite und bedienen sich intelligenten, sprachlichen Mitteln und Bildern, die z.B. Er sah, dass es Blut war, zu einer spürbar bewegenden Geschichte werden lassen.

Die Themen Krieg, Ausgrenzung, Hass, Verlust können im Text noch so unangenehm sein, der Drang dabei mit dem Fuß zu wippen und zu tanzen lässt einen durch die poppigen Gitarrenriffs und der samtigen Stimme des Bergmenschen nicht los – mit einer Ausnahme: Bei Euch geht genau einen Schritt zu weit im schleimigen Schlagerkarussell. An dieser Stelle kann das von Grund auf schon sehr blumige Thema Freundschaft nicht mehr den nötigen Gegenpol zum soften Sound halten und das Ganze versinkt im Zuckerwatteland.

Einen Song zum Skippen kann man verschmerzen, wenn es so viele andere Lieder gibt, die wie Lieber wütend als traurig und Anders sein im Ohr bleiben oder wenn Minipax eben doch mal das Punk-Keulchen rausholen in Form von dreckigeren Songs. Frieden ist Krieg und Grenzen halten mit ihrer Härte LiebeHassFriedenKrieg davon ab, in Monotonie zu verfallen.

Minipax zeigen der Heititeiti-Blase des deutschen Pop, was dieses Genre alles kann. Sie haben die Ecken, Kanten und Brachialgewalt, wie wir sie aus dem Punk lieben, und gleichzeitig die akustische Leichtigkeit des Pop, nach der wir uns alle manchmal heimlich sehnen.

Letztlich gelten in meiner Welt stets die großartigen Verse von Planlos (R.I.P.):
Nennt es Schlager oder Pop Rock – ganz egal, solang‘ der Scheiß rockt.

*Schöner hätte ich es nicht ausdrücken können, deswegen habe ich mich hier einfach an einem Kommentar von Minipax persönlich gehalten.

Review overview

Gesamt:7

Summary

7