Montreal schrieben am 17.03. in der Bochumer Rotunde Geschichte. Als erste Band haben sie die neue Rotunde ausverkauft!
Entsprechend neu und frisch kommt die Location daher. Ungewöhnlich: Nach Opening gelangt man zunächst in eine Vorhalle, in der die Bar zu finden ist, Bühnenbereich und Toiletten sind separat und bleiben zunächst noch versperrt. Rechnet das also unbedingt bei eurem nächsten Besuch mit ein 😉
Pünktlich um 20:00 erklimmen Lässing und Band das niedrige, aber furchtbar große Bühnenpodest. Ibrahim Lässing hat etwas von einem kleinen, verwirrten Jungen, der in seinen Songs seine eigene Welt zeichnet. Vorgetragen wie ein sehr lauter Poetry-Slam ist er eher ein Geschichtenerzähler als ein Musiker. Der Sound in der Rotunde ist top, was leider die musikalische Monotonie bis auf wenige irritierende Ausbrüche enorm betont. Seine wirren Geschichten hingegen bleiben irgendwie im Kopf – glaubt noch jemand an den Rasenmähermann? Und was wurde aus dem Studentenmädchen?
Montreal starten gleich mit neuem Material aus dem aktuellen Album Schackilacki. „Kann ein Abend schöner sein?“ heißt es im Opener Kino. Für mich lautet die Antwort zu dem Zeitpunkt: Vielleicht?
Textsicher werden alte und neue Titel im kleinen Moshpit vor der Bühne mitgegesungen. Kein Wunder, denn – wie eine empirisch fundierte Umfrage von Hirsch ergab – ist die Anzahl derer, die an diesem Tag zum ersten Mal ein Montreal-Konzert besuchen, verschwindend gering. Ich bin also relativ allein auf weiter Flur.
Die Setlist bietet im Vergleich zu den Weihnachtskonzerten keine nennenswerten Überraschungen, die Hamburger setzen bei der Songauswahl scheinbar lieber auf gut Bewährtes. Dafür sorgt das sympathisch sinnlose Geplapper, bekannt und geprägt von die ärzte (gibt’s die eigentlich noch?), für immer neue Anekdoten. Daher war die dezent misslungene Version von 120 Sekunden eher ein komödiantischer Versuch, ein Studio-Titel mit 120 Sekunden auch live in dieselbe Zeit zu quetschen. Highlight dieser Aktion war allerdings Ibrahim Lässing, der mit in seiner fasziniert verschrobenen Art die Rolle des Zeitanzeige-Girl unterhaltsam erfüllte.
Das Ende kündigte sich mit Musik in meinen Ohren und Tag zur Nacht früher an als ich erwartet hatte. Die nette 1,5 stündige Setlist ist überraschend kurzweilig, hinterließ bei mir allerdings keine Spuren. Es war ein netter Abend mit guter Musik, aber eben nicht mehr. Mit Montreal stehen drei super sympathische Herren auf der Bühne, denen ich lieber beim Reden als beim Spielen zugucke, weil sie mich live leider nicht packen.