Die Beatsteaks machen es einem mit ihrem neuen Album Yours wirklich nicht einfach. Dabei gehören die Berliner eigentlich zu diesen Bands, deren Alben man wirklich mögen will. Aber ihr achtes Studioalbum ist alles andere als ein Kunstwerk geworden. Oder eines, das ich nicht verstehe.
„Schalalalala“ ist die erste verbale Artikulation auf Yours und fasst das Album leider schon treffsicher zusammen. Die gleiche Einfallslosigkeit zieht sich nämlich durch alle 21 Songs, die zusammen auf ordentliche 61 Minuten kommen. Angenommen, man ließe das „Schalala“ als Mitgröl-Motivation und den Versuch, einen Ohrwurm zu generieren, mit zugedrücktem Auge durchgehen, bleibt immer noch das größte Manko dieser Platte: Die Produktion. Jetzt mal ehrlich. Ist das Kunst oder kann das weg? An welcher Ecke genau haben die Beatsteaks ihren satten Sound verloren? Die Höhen sind raus, die Tiefen sind platt gebügelt und wirken kratzig. Wenn das ein Retro-Effekt werden sollte, dann ist das schlichtweg nach hinten losgegangen.
Besonders deutlich wird die krude Produktion bei Songs wie 40 Degrees, Mrs. Right oder No Surprises, bei denen man einen Eindruck davon bekommt, wie die Beatsteaks mal klangen. Ein bisschen rockig, seit dem selbstbetitelten Album 2014 schon weniger punkig. Eher poppig. Aber das war irgendwie okay. Denn man erkannte die Berliner immer noch an ihrem einzigartigen Sound. Beim Track Velosolex ist davon allerdings überhaupt nichts mehr zu hören. Stereo Total drücken den Berlinern so sehr ihren Stempel auf, dass vom Albuminterpreten nichts mehr übrig bleibt. Ähnliches gilt bei den anderen drei Songs, bei denen Jamie T., Deichkind und Farin Urlaub bei Musik oder Text die Finger im Spiel hatten (Chad Price ist nur Gastsänger und war laut Credits nicht im Songwriting involviert). Die Beatsteaks wirken auf ihrem eigenen Album plötzlich ziellos und schüchtern.
Statt auf knackige Gitarrenriffs zu setzen, rückt der Synthie auf Yours in den Vordergrund. Filthy Crime und Yours sind gepflastert mit Störgeräuschen aus dem Computer. Policoro holt alles raus, was die Effektmaschine zu bieten hat. Attack and Decay ist nicht der einzige, aber der auffälligste Song, bei dem auch noch die Stimme durch den Verzerrer gejagt wurde. Und genau dort finden sich immer wieder zu flach gebliebene Indie-Riffs wieder. Da frage ich mich erneut: Ist das Kunst? Soll das so? Sind die Beatsteaks jetzt Indie?
Hate To Love und The Job sind die kleinen Hoffnungsschimmer im Indie‘schen Meer aus Elektronik und verzerrten Vocals. Aber allein Summertime ist es, wo sich eine Weiterentwicklung der Berliner stimmig anhört. Ein durchweg runder Song, der sich zwar vom Punk entfernt, aber durch die hellen Gitarren und den nicht stoisch monotonen Aufbau endlich mal so etwas wie Atmosphäre kreieren kann. Da hört man dann auch wieder hin.
Am Ende bleibt der Eindruck, dass die Beatsteaks mit Yours nicht wissen, wo sie hin wollen und sich letztlich in ihren eigenen Gastmusikern verlieren. Zu viele Experimente, die weder in sich noch im Kontext rund klingen, führen letztlich dazu, dass einem die 61 Minuten von Yours länger vorkommen als sie sollten.
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4.5Ist das Kunst oder kann das weg? Ich fürchte, dieses Album wird ein Staubfänger in meinem CD-Regal.