Bevor das Süchteln Brennt zum 23. Mal das Josefshaus in Viersen in einen Club mit Kamera-Schwenkkram, Live-Übertragung an alle wichtigen Orte und einem gebührenden Rock’n’Roll-Neujahrsempfang verwandelt, hatten wir ein paar Fragen an den Veranstalter Markus Heines. Eigentlich sollte er uns damit nur ein bisschen die Neugierde zum Orga-Kram nehmen und hat letztlich auch erklärt, woher die familiäre Atmosphäre kommt.
Lieber Markus, vielen Dank dafür, dass ich dir nach dem Rückblick auf das vergangene Jahr nun auch ein paar Fragen zum aktuellen Jahr und Süchteln brennt stellen darf!
Für diejenigen, die das Süchteln brennt noch nicht kennen: Das Festival gibt es bereits seit 1997. Wie kam es damals dazu? Und warum findet es ausgerechnet im tiefsten Winter statt?
Damals war es eine fixe Idee unseres Süchtelner Kaplans. Was kann und muss man machen, um Jugendliche zu erreichen? Außerdem konnten wir damit ja auch die Jugendkasse ein bisschen aufwerten. Wie das dann aber so mit Kaplänen ist, sie ziehen weiter. Wir jungen Erwachsenen sind geblieben und haben das Festival dann mit mir als Orga-Kapitän fortgeführt. In den ersten Jahren waren es immer wechselnde Termine und Monate. Ich kann mich erinnern, dass wir erst im 5. Jahr terminlich auf den Jahresanfang gegangen sind. Wir hatten den Gedanken: Der Januar bietet ja sonst nichts.
In der Rolle des Rock‘n’Roll-Neujahrsempfangs fühlen wir uns ganz wohl.
Welches Konzept bzw. welchen roten Faden verfolgst Du in der Planung (vom Booking bis zur Wahl Getränkelieferanten)? Was ist dir besonders wichtig beim Süchteln brennt?
Mir ist wichtig, dass einfach JEDER die Möglichkeit auf einen richtig guten Abend geboten bekommt. So richten wir für die Bands z.B. das Rundum-Sorglos-Paket mit ganz viel Liebe zum Detail im Backstage her. Für die Festivalbesucher verwandeln wir das Josefshaus in einen Club, der locker in den großen Städten mithalten könnte. Wir wollen halt einfach gute Gastgeber sein. Wir, also Team, Techniker und Filmcrew, lassen es uns auch immer gut gehen.
“Meiner Meinung nach liefern wir etwas Besonderes ab und das kann dann auch gerne mal nach 22 Jahren von der Politik wertgeschätzt werden.”
Letztes Jahr wurdest Du während des laufenden Festivals mit der bronzenen Stadtplakette für deine kulturelle Arbeit ausgezeichnet. Du warst völlig ahnungslos und hattest auf einmal diese Ehrung in der Hand. Wie war das für dich – auch im Hinblick darauf, dass deine Arbeit offensichtlich auch von politischer Seite wertgeschätzt wird? Und wo steht die Auszeichnung heute?
Ja, die Stadtplakette! Das war eine Nummer. Die Plakette liegt schön in Omas altem Zeitungswagen in unserer Wohnung. Jederzeit griffbereit für den Einkauf am Samstag. Damit habe ich dann frei Parken. Quasi meine Vignette. War ein Scherz. Samstags ist doch eh frei Parken in Viersen.
Ich freue mich sehr arg für das Süchteln Brennt-Team. Meiner Meinung nach liefern wir etwas Besonderes ab und das kann dann auch gerne mal nach 22 Jahren von der Politik wertgeschätzt werden. Von unserem Publikum wissen wir das ja zu 100 %. Unser Publikum – Das beste Publikum vom Niederrhein! 😉
Wie auch im letzten Jahr sind Tequila and the Sunrise Gang Teil des Line Ups. Gehören sie ab sofort ins Inventar vom Süchteln brennt? Unsere Redaktion hätte da nichts gegen einzuwenden!
Bei einem kühlen Getränk, können wir da bestimmt was regeln. 😉
Daneben gibt es 2019 bläserlastigen HipHop von Flooot, Crossover-Punk von Tourette’s und Blues-Rock von Mosquito Punch – eine breite Mischung und doch für jeden, der Musik mit einer guten Portion Gitarren-Riffs schätzt, etwas dabei. Wie hast Du dich für dieses Line Up entschieden und worauf achtest Du generell beim Booking?
Wir finden die Mischung muss stimmen. Am Ende der Veranstaltung muss bei jedem Gast einmal der Tanzfuß gezuckt haben. Dann haben wir doch alles richtig gemacht?!
“Dafür ist dieses Jahr medial gesehen unser Durchbruch…”
Die Vorbereitungen für dieses Jahr laufen auf Hochtouren. Die Rheinische Post berichtete bereits, dass Du durch Viersen gefahren bist und persönlich an verschiedenen Stellen die übergroßen Süchteln brennt-Flaggen gehisst hast. Eine etwas untypische Aufgabe für den Kurator selbst. Gibt es weitere deiner Aufgaben, die typischerweise nicht ins Aufgabengebiet des Veranstalters fallen?
Och, ich bin mir für nichts zu schade! Hauptsache es läuft rund.
Und welche Aufgaben würdest Du dir per se nicht nehmen lassen?
Das Booking und Sponsoren ansprechen!
Die klassischen, lokalen Medien sind auf Festivals immer gern gesehene Gäste, habe ich den Eindruck. Bei Blogs und Fanzines hingegen spalten sich bei den Veranstaltern die Geister sehr. Da Du uns dieses Interview gibst, ist schon klar, in welche Richtung deine persönliche Meinung geht. Aber wie nimmst Du aus Veranstaltersicht generell die Arbeit von Blogs/Fanzines wahr im Vergleich zu klassischen Lokalzeitungen und den aktuell aussterbenden Print-Magazinen wie Intro und Spex?
Gute Frage! Ich finde ihr hier bei „Zweidrittel Krach“ macht doch einen super Job. Ihr macht’s mit Herzblut. Das finde ich am „Veranstaltern“ so wunderbar, man lernt immer neue und interessante Leute kennen. Für die Spex und Intro finde ich das sehr schade. Wobei die Intro hat nie einen Veranstaltungshinweis von uns gedruckt, obwohl ich sie dazu angeschrieben hatte. Mmmmhhh!
Dafür ist dieses Jahr medial gesehen unser Durchbruch, wir stehen nämlich unerwartet mit unserer Veranstaltung im Kalender des örtlichen Entsorgers. Ist das was?
“Ein Süchteln Brennt ohne das Josefshaus ist nicht das Gleiche und ein sehr abstrakter Gedanke.”
Von eurer technischen Ausstattung mit mehreren Kameras, inkl. Schwenkkran, deren Bilder live auf Leinwände in der ganzen Location gestreamt werden, können selbst größere und bekanntere Festivals nur träumen! Wie stellt ihr das auf die Beine?
Die Jungs von www.Bildquadrat.de stellen den Kamerakran immer auf seine Beine und dann geht es auch schon los! Bei uns gibt es sogar LIVE Bilder in unserer Jackengarderobe, damit die Garderobencrew in ihrer Schicht nichts verpasst. Dazu gibt es einen Kühlschrank für kaltes Bier.
Die Zuschauer*innen danken euch euren Aufwand und eure Mühen in den letzten Jahren mit einem ausverkauften Josefshaus. Da liegt eine Vergrößerung ggf. nahe. Hast Du Pläne in diese Richtung? Oder Ziele, die Du dir für die kommenden Jahre gesetzt hast?
Eine Vergrößerung kommt für uns nicht in Frage. Ein Süchteln Brennt ohne das Josefshaus ist nicht das Gleiche und ein sehr abstrakter Gedanke. Mein Ziel ist jetzt erst mal der 19.1.2019 und dann schauen wir mal weiter. 😉
Vielen Dank für das Interview, lieber Markus!
Karten reservieren und für den Vorverkaufspreis an der Abendkasse erhalten könnt ihr über die Facebook-Seite vom Süchteln brennt.