Dark Divine ist an beiden Enden der Metalcore-Skala fein durchdacht. Die harten Shouts peitschen kompromisslos durch die Gehörgänge. Die klaren Parts kitzeln seicht das Trommelfell. Dark Divine kann beides. Leider immer nach dem gleichen Schema.
Die Amerikaner machen kein Geheimnis daraus, dass die letzten Jahre für die Band nicht einfach waren. Deswegen fallen Like Moths To Flames mit genau diesem Thema in New Plagues direkt ins Album: „Shut my eyes from the mess I’m in / Pull me out from the wreckage”. Offensichtlich hat die Band so einiges zu verarbeiten, denn ihr neuer Output schwankt zwischen den Extremen, ein ständiges Hin und Her aus Chaos und Wiedergeburt, Wut und Hoffnung.
Sänger Chris Roetter bringt dieses Wechselbad der Gefühle auf den Punkt. In Songs wie Shallow Truths For Shallow und False Idol brilliert er, wo die meisten Sänger scheitern. Er hält mit den typisch abgrundtiefen Metalcore-Riffs mit und schafft im nächsten Moment Einklang mit der atmosphärischen Lead-Gitarre. Wütende Shouts sind genauso sein Territorium wie kraftvoller Klargesang.
Beim Wort Klargesang zuckt der erste Klischee-Metalcorer sicherlich zusammen und das nicht zu unrecht. Die seichten Parts erinnern stark an 30 Seconds To Mars – sowas muss man mögen. Wer das stetige Gekeife sucht, wird mit Dark Divine verdammt unglücklich. Hat man allerdings ein Faible für Bands wie Crown The Empire und weiß stimmliche Variation zu schätzen, kommt man um Like Moths To Flames nicht herum.
Allerdings machen ihre Genre-Verwandten eines besser: Neben dem Auf und Ab aus laut und leise gibt es musikalisch auch die ein oder andere unerwartete Kurve und den unentbehrlichen musikalischen Twist, der einen aus der – zugegeben ruppigen – Wiege kickt. Dark Divine fehlen aber die Zugpferde, die das Album aus dem eigenen Laufrad befreien, denn Gutes wird nicht besser, wenn man es elf Mal hintereinander präsentiert. Ärgerlich, denn betrachtet man Song für Song, imponieren Stimme und Unruhe im Sound. Denn auch die Gitarren spielen das Spielchen aus hellen, klaren und dunklen, wummernden Momenten mit. Ein Highlight ist die immer wieder dezent, aber clever eingesetzte Lead-Gitarre, besonders Even God Has A Hell und Glimpse profitieren in den ruhigen Momenten von der dadurch erzeugten Spannung.
Dark Divine hätte es gut getan, wenn Like Moths To Flames gelegentlich ein Blick über den Tellerrand und einen Schritt aus der eigenen Comfort Zone gewagt hätten. Dennoch steckt in dem Longplayer das gelungene Verhältnis zwischen Metalcore und Rock, gewürzt mit entsprechendem Stimmvolumen und lieblich bösen Gitarren – als hätte man Engel und Teufel auf der Schulter.
Name: Dark Divine
Genre: Metalcore
Länge: 34 Minuten
Release: 03. November 2017
Label: Rise Records
Review overview
Summary
7