Starke weibliche Charaktere | Serienempfehlungen

Willkommen in Tree Hill – und willkommen bei meiner vermutlich liebsten Serie überhaupt. Ein Serienzitat hat es sogar als Tattoo auf meine Haut geschafft. Das allein sollte euch schon überzeugen. One Tree Hill sieht auf den ersten Blick aus wie eine klassisches High School Drama. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Klassisch ist hier nur der Erzählrahmen. Die Serie schafft es wie keine andere, Charaktere so detailverliebt zu portraitieren und extreme Entwicklungen authentisch und schonungslos zu demonstrieren. Vor allem Brooke Davis ist für mich der Inbegriff weiblicher Stärke.

Drei junge Frauen, die zwischen Redaktionsleben, Liebe und Freundschaft hemmungslos ehrlich sind. Hier finden alle Themen Platz, die viele Menschen heutzutage beschäftigt: Selbstbestimmung, Sexualität, Feminismus, Social Media und leider auch Versagen, Stigmatisierung, Rassismus und Grenzüberschreitungen. Nichts davon wird erzwungen oder aufgesetzt, sondern ist legitimer Teil des Lebens von Jane, Kat und Sutton in New York.

One Day At A Time ist mal eine ganz andere Art Familien-Sitcom. Schon die Grundkonstellation ist spannend: Penelope ist der Kopf ihrer kubanisch-amerikanischen Familie, Veteranin und nicht selten taffer als ihr gut tut. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter, die eitel und traditionsbewusst ihre kubanischen Wurzeln auslebt, und ihren zwei Kindern Alex und Elena, die sich ihrer Sexualität plötzlich gar nicht mehr so sicher ist. Dabei ist alles eine ein Auf und Ab zwischen wirklich lustigen Generations- und Kulturkonflikten sowie schmerzhaften Existenzängsten – nicht zuletzt aufgrund ihrer Herkunft.

Ein Freund und recht konservativer Filmegucker hat zu Glee einmal gesagt, er fände diese „Barbie-und-Ken-Puppenhaus-Ästhetik eher abschreckend.“ Drei Stunden später folgte „Die Serie schafft es gerade so die Grenze zum Kitsch nicht zu überschreiten.“ – Beide Aussagen sind absolut korrekt. Trotzdem hat er weiter geguckt. Denn Glee kriegt jede*n. Es ist bunt, es ist überzeichnet, es ist laut und fantastisch inszeniert. Jeder Song ist fließend in die Handlungen eingeflochten und hinterlässt bei jeder Folge einen Ohrwurm. Versprochen! Getragen wird die ganze Story von großartigen Protagonist*innen! Besser geht es nicht.

Erst dachte ich: Uff, gar nicht meine Zeit, mit den 50ern kann ich nichts anfangen. Aber der Plot versprach so viel: Traditionelle Hausfrau wird Komikerin und erzählt auf den Kleinkunst-Bühnen in ihrer Region, was zuhause alles so schiefläuft. Ich wurde nicht enttäuscht. Jede neue Staffel wird seitdem direkt durchgebingt. Wenn diese selbstverständliche Autonomie der Mrs. Maisel auf die Lebensrealität (der Männer) dieser Zeit trifft ist hier Unterhaltung garantiert.

Wenn das eigene Ich zur größten Gegenspielerin wird. Dabei ist Schach nur ein Symptom, nicht wirklich mehr. Ich habe selbst keine Ahnung von Schach, aber das braucht es auch nicht. Das feine Gespür für das Szenenbild, insbesondere die Lichtsetzung, reichen vollkommen aus, um jede Brisanz, jeden inneren Kampf, den Protagonistin Beth Harmon auch abseits des Bretts unentwegt ausficht, zu transportieren. Story, Schauspiel, Kamera, Musik, Szenenbild (meist übrigens in Berlin gedreht) – alles perfekt auf die Protagonistin fokussiert und ergibt so eine ganz feine, stimmungsvolle Miniserie.