„You Give Love A Bad Name“, „We Weren’t Born To Follow“, „Wanted Dead Or Alive“, „Have A Nice Day“, „Livin‘ On A Prayer“ und natürlich „It’s My Life“. Das sind alle Tracks, die eine aktuelle Daseinsberechtigung haben. Der Rest ist maximal durchschnittlich geschriebener Rock. Jon Bon Jovi war und eventuell ist ein Frauenschwarm, der Glück hatte, mit seiner Band in den Zeitgeist vergangener Jahrzehnte zu passen und so eine Erfolgswelle auszulösen, auf der die Gruppe bis heute schwimmt.

Aber was ist es, dass Bon Jovi so erfolgreich werden ließ? Wieso haben sie sich dazu verpflichtet gefühlt, im Jahr 2016 mit „This House Is Not For Sale“ ein weiteres Album zu veröffentlichen, dass deutlich eher schlecht als recht klang. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal dachte: „Ach, jetzt ein bisschen Bon Jovi.“ Es kommt häufig vor, dass ich Bock auf solche vermeintlichen Klassiker habe. Pink Floyd, Led Zeppelin, Aerosmith. Eine Riege von Musikern, zu der sich Bon Jovi auch zählen wollen, aber dafür reicht es einfach nicht.

Und das liegt einfach daran, dass die Zeit weiterläuft, Bon Jovi aber 1988 bereits vom Laufband gefallen sind. Man hat sich im Songwriting nicht herausgefordert, die Tracks von 2005 folgen demselben Schema F wie Mitte der 80er Jahre. „Undivided“ klingt nahezu genauso wie es „Fingerprints“ von 2015 tut.

Bon Jovi haben es nicht vollends geschafft, sich unsterblich zu machen, und zu sagen, woran das liegt, ist sehr schwer. Hat die Mukke einfach nicht genug Impact gehabt? Haben die Touren die Massen nicht ausreichend begeistert? Alles Dinge, die man kaum sagen kann, wenn man damals nicht selbst mit dabei war. Was ich aber sagen kann, ist, dass Bon Jovi heutzutage auf der Bühne einfach nicht mehr so sehr überzeugen, wie sie das hoffentlich damals getan haben. Das Konzert, dass ich besucht hatte, war eine wahrlich traurige Veranstaltung, fast so schlimm wie Guns’n’Roses 2018 in Gelsenkirchen. Und das soll was heißen.

Wenn ich 1995 das Pulse-Konzert von Pink Floyd als Vergleich nehme, dass ich immerhin auf DVD noch miterleben darf, dann hat das eine ganz besondere Wirkung auf mich, es fängt mich ein und lässt mich bis zum Ende nicht mehr los. Wenn ich mich an das Bon Jovi-Konzert erinnere, ist meine einzige wirklich lebhafte Erinnerung, dass es nicht gut war. Celebration Day von Led Zeppelin aus 2012 ist ein ähnlich gutes Beispiel, vielleicht sogar noch besser, wenn ich berücksichtige, dass es deutlich aktueller ist als Pulse.

Bon Jovi ist eine Band, die ihre Daseinsberechtigung definitiv hat. Aber errungen und danach immer wieder erneuert hat sie diese nicht. Sie haben sie vor vielen Jahrzehnten errungen und seither einfach nicht wieder hergegeben. Das kann man so machen, wirklich gut ist es aber nicht. Der Erfolg einer Band steht und fällt mit der Gunst der Fans. Und Bon Jovis Fans nehmen es ihren Idolen wohl nicht übel, aktuell als Band maximal die dritte Geige zu spielen.