Das Jahresende. Eine Zeit voller Traditionen! Weihnachtsriten reihen sich an Silvesterrituale. Und für manche hat die wichtigste Jahresendroutine weder etwas mit dem einen noch mit dem anderen zu tun. Schließlich laden die Donots nun schon zum 12. Mal zum JAK, dem Jahresabschlusskonzert, ein. Jedes Jahr. Am 28.12. Im Rosenhof in Osnabrück.
Das einzige, was dieses Jahr anders ist: Es gibt nur das Eine. Die letzten Jahre gab es für die Langsamen noch ein Zusatzkonzert am 27. Wer diesmal also innerhalb der ersten Stunde nach Vorverkaufsstart noch kein Ticket hatte, blieb leer aus.

Rantanplan | Nordischer ging’s nicht

Fetzigen Ska-Punk aus St. Pauli gab es zu Beginn von Rantanplan. Wenn Trompete und Posaune die Bühne betreten und sich dann noch mit den Klängen von gutem Punk Rock paaren, bin ich eh erstmal gut zufrieden. Ja, im Norden sagt man das halt so.

So ging es auch dem Rest des Publikums. Ein paar kleine Stimmungsstartschwierigkeiten durch den frühzeitigen Beginn und einen noch nicht ganz gefüllten Rosenhofs, ließen sich doch immer mehr auf den typischen Rhythmus ein. Und wenn wir mal ehrlich sind: Wer gerade frierend aus Minustemperaturen in ein Ska-Konzert stolpert, der braucht ein bisschen um damit warm zu werden.

Rantanplan machen live jedenfalls ordentlich Laune und war somit der perfekte Puffer zwischen Weihnachtsstress und Abriss.

Donots | JAK, die Spielwiese

Die Donots können einfach nicht anders als bei jedem Konzert einen absoluten Abriss zu veranstalten. Vorne weg mit vielen Songs aus Karacho. Ich mach nicht mehr mit geht als Opener an den Start. Mit Dann ohne mich positionieren sich Band und Publikum zu Beginn klar gegen rechtes Gedankengut und ihre Vertreter. Alerta-Antifaschista-Chöre aus dem Publikum lassen dann sowieso keinen Platz für Rechts.
…und wer sich als Rechter auf ein Punk-Konzert verirrt, den habe ich sowieso nicht nie verstanden.

Weiter geht’s nicht wie auf gängigen Seitlist mit Zeug aus den Alben Wake The Dogs oder Long Way Home. Pff. Das JAK ist eine Spielewiese, auf der sich die Donots heute so richtig mit altem Kram austoben. Letztes Jahr einfach mal die Karacho in Reih und Glied komplett durchgezockt, wird dieses Jahr tief in die Pocketrock-Kiste gegriffen. Whatever Happened To The 80s ist natürlich keine Überraschung, aber Superhero dafür umso mehr. Das gleiche gilt für Big Mouth aus der Amplify The Good Times.
Die komplette Setlist kannst Du auf setlist.fm nachlesen.

Donots | Immer auf höchstem Niveau

Wenn man auf ein Donots-Konzert geht, hat man eine Garantie für ein gutes Konzert. Und zwar so eins, das dir im Gedächtnis bleibt. Vielleicht ist es der fehlende Perfektionismus in Perfektion, der ihnen und vor allem alljährlich dem Rosenhof die ausgelassene Abriss-Stimmung verpasst.

Gitarrist Guido Knollmann ist wie bei jedem JAK krank, hat heute sogar Fieber, pfeift aber trotzdem aus dem letzten Loch – eigentlich also alles wie immer. Bruder und Sänger Ingo Knollmann schwitzt währenddessen drei In-Ears einfach kaputt und legt sich dann gepflegt mit dem Publikum an. Tja, Motherfucker, wer Beleidigungen á la Punk-Knigge haben will, der kriegt sie auch – in Form eines vollen Bierbechers direkt ins Gesicht. Da er sich über diese Aktion offensichtlich so freut wie vermutlich seine Tochter über einen Besuch im Bällebad, gibt es gleich den zweiten hinterher. Der zweifache Bier-Werf-Meister durfte sich als Dank übrigens ein kostenloses T-Shirt abholen. Letztes Jahr musste man sich dafür noch nackt über’s Publikum tragen lassen. Die Zeiten ändern sich!

Trotzdem – und da kommt dieses gemeine Wörtchen aber: Hier und da merkt man dem Rosenhof und den Donots die lange Karacho-Tour an. Dass die Luft raus ist, kann man auf keinen Fall sagen, aber beide Seiten haben schon bessere Zeiten gesehen.

Donots | Ein tränenreicher Abschied

Seit fast zwei Jahren touren die Donots nun schon mit Karacho, ihrem ersten deutschsprachigen Album. Zwei Jahre in denen sie vermutlich jedes Kaff und jedes Festival bespielt haben. Aber eben auch zwei Jahre in denen sich ihre Meute darauf verlassen konnte, immer den nächsten Konzerttermin der Ibbenbürener im Kalender stehen zu haben.

Beim Rausschmeißer We’re Not Gonna Take It wird dann allen Beteiligten klar, dass es das für’s erste war. Ja, das ein oder andere Festival wird nächstes Jahr noch mitgenommen, aber das ist eben doch nicht das Gleiche.

Natürlich will man keinen erwachsenen und gestandenen Punk zum Weinen bringen, aber es freut einen vor der Bühne dann doch. Noch beim 1001. Konzert Pipi in den Augen zu haben, weil es immer noch nicht selbstverständlich ist, einen Haufen Irrer vor sich zu haben, die die eigenen Lieder singen. Nach 12 JAKs und 22 Bandjahren sind sie noch immer gerührt von ein bisschen Fanliebe zum Jahresende.

Danke, liebe Donots, für eine wundervolle Karacho-Tour!
Wir sehen uns spätestens beim Jahresabschlusskonzert 2017.

Na? Wie stehst Du zu den Donots?