Um 03:00 Uhr aufstehen, um 04:45 Uhr auf dem Weg nach Belgien: Hätte besser losgehen können, aber man nimmt, was man kriegt. Habe ich schonmal erwähnt, dass ich es verabscheue, früh aufzustehen?
Ich war Festival-Jungfrau. Peinlich, oder? Aber das war einmal, ich hatte jetzt mein erstes Mal. Und angeblich ist das erste Mal ja nie so wirklich berauschend; kann ich jetzt so NICHT bestätigen!
Auch wenn der gute Leon, mit dem ich das GMM besucht habe, die Enge auf der Camp Site durchaus zurecht anprangerte, ich kann mich zurückblickend nicht beschweren. Ich habe aber auch noch keinen Vergleich, vielleicht sage ich nächstes Jahr ja was ganz Anderes.
Viel für viel Geld
Bevor wir aber mit den ganzen Bands anfangen, die ich mir zu Gemüte geführt habe, erstmal noch ein paar andere Dinge; und vorab: ich habe keinen Vergleich, es ist also möglich, dass ich absoluten Mist von mir gebe. Das gesamte Festival erschien unglaublich gut organisiert, was man ja nicht von allen Festivals hört. Die Sanitäranlagen waren super sauber, da habe ich was deutlich Schlechteres erwartet. Es gab einen Markt, wenn man das so nennen möchte, auf dem Shirts, Caps, Patches und alles andere inklusive Henna Tattoos an den Mann gebracht wurden. Es gab Stationen, an denen man teils umsonst sein Handy laden konnte. Es gab (saumäßig teure) Schließfächer, falls man seinen Zeltnachbarn nicht vertrauen wollte. Es gab im Infield Hängematten, die natürlich nie frei waren, die kulinarische Auswahl fing bei Pommes und Döner an und reichte über belgische Waffeln bis hin zu asiatischem Essen. Und, natürlich, flüssiges Gold. Viel flüssiges Gold.
Und da dann auch mein erster Kritikpunkt: Für 20 Euro bekam man 7 Marken. Das macht pro Marke knapp drei Euro. Das wäre alles gar nicht so schlimm, wenn eine Portion Pommes dann auch nur eine Marke kosten würde. Aber wenn die Portion dann auf einmal sechs Euro kostet, überlegst du dir doch zwei Mal, ob du wirklich essen musst, um zu überleben. Und das bezog sich nicht nur auf feste Nahrung, sondern auch auf das eben genannte flüssige Gold. Das ist an sich ja absolut kein Problem, was aber ein Problem ist, ist die Tatsache, dass es in Belgien keiner für nötig befindet, Pfand zu fordern. Nennt mich einen meckrigen Deutschen, aber das Laufen im Infield war spätestens ab 21:00 Uhr sehr unangenehm: Wenn du niemandem auf die Hand trittst, dann auf jeden Fall in einen der scheiß Becher, die dann auch noch unter dem Schuh kleben bleiben, weil Bier irgendwann so wirkt wie Leim: starker Stoff (hat den jetzt überhaupt einer verstanden?).
Donnerstag | Metallegenden 1-3: Check!
Es gibt durchaus noch mehr Kritik (tatsächlich mehr von Leons Seite aus als von meiner) kommen wir erstmal zu meinem Donnerstag. Nachdem wir das Zelt mehr oder minder souverän aufgebaut hatten und über den Markt gelaufen waren, ab ins Infield und mit Doro direkt mal eine der Metallegenden abhaken. Das ist ja eine mehr als gute Bühnenfrau, aber Freunde, dieses Englisch. Da rollen nicht nur Zehennägel. Dennoch ein gelungener Auftakt für den Donnerstag, an dem wir insgesamt fünf Bands gesehen haben. Danach kam direkt mein Highlight des Tages: Black Stone Cherry. Wer mich kennt, der kennt auch meine Meinung zu denen. Einfach der Inbegriff einer extrem coolen Band, die es absolut draufhat.
Zu Guns’n’Roses könnte ich jetzt massig viel schreiben, schließlich hatte ich Slash, Axl und Co. ja schon am 12. Juni in der Veltins-Arena gesehen. Lasst es mich einfach so zusammenfassen: Das Set war, glaube ich, komplett identisch, die Stimmung war um Längen besser. Der Sound war deutlich besser, und man hatte das Gefühl, dass sich die Jungs und Mädels auf der Bühne dieses Mal freuten, auch da zu sein, und dass sie Spaß an ihrem Job hatten. Dieses Gefühl hatte ich auf Schalke vermisst. Man kann also sagen, dass Guns’n’Roses für mich so gerade noch die Kurve gekratzt haben. 3 ½ Stunden war trotzdem massig lang, vor allem, wenn es super kalt wird gegen Ende der Show, und du dich schon darauf einstellst, in voller Montur in deinen Schlafsack zu klettern, um nicht direkt zu erfrieren.
Freitag | Iron Maiden: Check!
Und naja, was soll ich sagen: Freitag ging es im selben Tempo weiter. Ich habe an diesem Freitag neun Bands gesehen, inklusive Avatar, The Raven Age (hallo Stefan! [Anm. d. R.: Band eines Sprösslings von Steve Harris, mehrfach als Vorband von Maiden gesehen, war scheiße]) und Iron Maiden. Positiv überrascht haben mich an diesem Tag vor allem Avenged Sevenfold. Das liegt nicht daran, dass die vorher scheiße waren, sondern vielmehr daran, wie sehr sich Matt Shadows gesanglich gesteigert hat innerhalb von neun Monaten. Was auch erwähnt werden will, selbst wenn es selbstverständlich sein sollte: Die Kalifornier haben ihr Set für gute zehn Minuten unterbrochen, als sie bemerkten, dass sich jemand im Moshpit verletzt hatte, und haben erst weitergespielt, als klar war, dass es ihm oder ihr wieder besser geht. Und wo wir gerade bei Überraschungen sind: Negative Überraschung waren eindeutig Hollywood Undead. Das letzte Album war ja schon sehr bescheiden, und der Auftritt hat die Beschreibung „bescheiden“ eigentlich nicht mal verdient. Da hat nichts gepasst. Weder Ton, noch Tempo, Takt oder Stimmeinsatz saßen. Sehr schade, dass sie so von ihrer Tagesform abhängig sind, die können das nämlich eigentlich.
Der Headliner – Iron Maiden – hat sowas von abgeliefert. Ich habe ja quasi gar kein Maiden gehört, aber nach der Show hat sich das ein wenig geändert. Eine Bühnenshow, die ihresgleichen sucht, auf jeder Ebene. Parkway Drive haben dann einen gelungenen Abschluss für den Abend geliefert, denn sie haben bewiesen, dass sie live einiges draufhaben, und dass auch das neue Zeug, was ja angeblich so sanft ist, live mies knallen kann.
Samstag | Fragwürdige Stage Times: Check!
Bevor ich mich dem Samstag widme, noch kurz die Kritik, die Leon angebracht hatte: Neben den teuren Preisen und dem nicht vorhandenen Platz auf der Camp Site hatte er zu bemängeln, dass zwar das Line-up übermächtig war, dass aber die Spielzeiten teilweise seltsam verteilt wurden, und nach kurzem Überlegen musste ich ihm da zustimmen. Klar, Rise Against sind eine große Band, aber, dass Rise Against 60 und Accept aber nur 50 Minuten Bühnenzeit bekommen, wirkt seltsam. Und als zweites hat er angemerkt, dass das eigentliche Festival nur wenig liebevoll gestaltet worden war. Dazu kann ich mich ja leider nicht äußern, ich habe wie gesagt keinen Vergleich, aber ich vertraue ihm da einfach mal. Wenn dem so sein sollte, dann ist das sehr schade. Auf der anderen Seite ist es dann vielleicht auch nicht verkehrt, dass ich mit dem GMM angefangen habe, dann werden de anderen Festivals ja nur noch besser.
Samstag bin ich, besser gesagt musste ich, wegen des Freitags, etwas kürzergetreten, ich bin einfach nichts gewohnt. Mit Skillet, Accept und Volbeat habe ich aber trotzdem drei super Bands gesehen. Wir sind an dem Samstag dann einfach etwas mehr über das Gelände gelaufen, und haben und auch mal den ganzen Rest angeschaut, was es nicht alles so gibt und was man sich vielleicht für ein eventuelles nächstes Mal merken kann. Volbeat haben ihren Ruf als Liveband bestätigt, auch wenn mir ein bisschen zu viel „Ohohoooooh“ und „Ahahaaah“ dabei ist.
Wir sind nach Volbeat dann aber ziemlich zügig abgereist, denn am Sonntag hätte mich nur noch Lacuna Coil interessiert und vielleicht Skindred, aber so immens wichtig waren die mir auch nicht. Und dann war auch aufgrund einer anstehenden Klausur recht schnell geklärt, dass wir schon in der Nacht von Samstag auf Sonntag aufbrechen wollen würden.
Insgesamt habe ich an drei Tagen 17 Bands sehen können, und alle in richtiger Reihenfolge waren: Hats Off To Led Zeppelin, Doro, Black Stone Cherry, Iced Earth, Guns’n’Roses, The Raven Age, Avatar, Shinedown, Tremonti, Powerwolf, Hollywood Undead, Avenged Sevenfold, Iron Maiden, Parkway Drive, Skillet, Accept und Volbeat.
Ich kann wirklich nur sagen, dass es ein extrem geiles erstes Festival war und dass ich definitiv auf mehr will, ich habe Blut geleckt. Mal schauen, wo man mich nächstes Jahr so findet. Eventuell dann ja bei Rock am Ring oder auf dem Dong Open Air. Jetzt wird aber erstmal bis in den Oktober rein eine Pause genossen und dann wird mit frischer Kraft neu angegriffen.