Wenn man sich umhört und -schaut, dann wird einem schnell bewusst, dass eingefleischte Fans „Shogun“ eindeutig als ihren Favoriten unter den Trivium-Alben ansehen. Und ich frage mich: warum eigentlich? Was macht „Shogun“ besser als seine Vorgänger oder eben auch seine Nachgänger?
Dazu muss man sich anschauen, wo Trivium herkommen – musikalisch zumindest. „Ember to Inferno“, heute immerhin stolze 16 Jahre alt, hatte einen ganz anderen Klang an sich, noch deutlich rauer und unausgereifter als „Shogun“. Es war deutlich mehr Core und noch eine Prise mehr Death mit im Mix. Im Laufe der nächsten fünf Jahre und zwei weiterer Alben („Ascendancy“ und „The Crusade“) hatten Heafy und Co. also vor allem eins getan: ihren Sound verfeinert. Zwar auch so weit, dass ich mich manchmal fast wie bei Metallica fühle, wenn ich „Shogun“ anschmeiße, aber das nennt der gemeine Volksmund dann wohl Inspiration oder so.
Einer der Hauptgründe für das geniale Abschneiden der Platte allerdings lässt sich gar nicht auf ihr selbst finden: „The Crusade“ selbst war wirklich kein gutes Album, das sagen selbst viele der Die-Hard-Fans. Und nach einer solchen Enttäuschung, die sich zwar nicht in den Verkaufszahlen niederschlug („Ascendancy“ verkaufte sich in Großbritannien 65.000-mal als physische Version, „The Crusade“ 60.000-mal), aber dennoch viele Stimmen laut werden ließ, Trivium seien nichts weiter als ein Metallica-Abklatsch. Ein Schelm, wer da ein Muster erkennen will.
Mit „Shogun“ distanzierte man sich also wieder etwas vom Metallica-Sound. Einerseits, um Fans zu beschwichtigen, andererseits um sich selbst ans musikalische Limit zu bringen. Und das gelang: es klappte, trotz hoher musikalischer Standards genug Melodie und Ohrwurm mit einzubauen, dass ein gesunder Mix entstehen konnte. Paradebeispiel ist hier mein ganz persönlicher Favorit der Platte, „Throes of Perdition“.
Dieses Album ist der Beweis dafür, dass Hörer wertschätzen, wenn sich ihre Idole selbst herausfordern, ein Album zu erschaffen, welches um Längen komplexer, technisch anspruchsvoller und aufregender ist als alles zuvor Dagewesene. Dafür wird dann auch in Kauf genommen, dass das Endprodukt nicht zu 100 Prozent perfekt ist. Und genau Das ist, was ich mir für viel mehr Musiker wünschen in der Metal-Szene wünsche. Ich will kein komplett glattgebügeltes, mundgerecht geschnittenes Stück Plastik-Mukke in die Hand gedrückt und dann gesagt bekommen: „Was anderes gibt’s aber nicht.“ Dann kann ich auch Schlager hören.
Ich will ein Produkt hören, bei dem klar ist, dass der Musiker dahinter sich gottverdammt nochmal den Arsch aufgerissen hat, um es so zu gestalten, wie es sein sollte – was auch immer das in dem Moment dann sein mag.