Wer hätte gedacht, dass Recklinghausen ein Rockbrett wie Tyler Leads hervorbringen könnte?!
Obwohl der Release nun schon ein paar Tage her ist, kann ich euch diese EP keinesfalls vorenthalten. Stay Ugly ist nicht hässlich, es ist ein Lichtblick im deutschen Hard-Rock-Nachwuchs!

Fast wäre mir die neue EP von Tyler Leads durch die Lappen gegangen. Die erste Singleauskopplung und zugleich der Opener von Stay Ugly wollte beim ersten Hören nämlich nicht zünden. Call Of The Wild braucht mehrere Anläufe. Die Fünf weben in ihre Sounds konstant typische Elemente aus dem Hard Rock der 80er ein. Sänger Johnny Kovacs zieht mit den klassischen 80s-Screams gleich im Refrain des Openers alle Register, was das angeht. Das Erstaunliche dabei ist, dass der Song trotz des altbekannten Touchs alles andere als altbacken klingt, sondern mit modernen Gitarrenriffs das Ganze zurück in die Gegenwart holt. Die Schwierigkeit liegt eher darin, dass ausgerechnet der kürzeste Song textlich der langwierigste ist. Ein bis fünf Wiederholungen weniger von Call of the Wild hätten der Single durchaus gut getan.

Bei den Folgesongs Dreameater und Lady in Green kommen Fans von straightem, modernen Hard Rock voll auf ihre Kosten. Die Gitarrenriffs hauen den Hörer ebenso um, wie sie seine Gehörgänge zart umschmeicheln. Dabei ist es pure Freude zu hören, wie man sich bei der Produktion Gedanken um jedes einzelne Instrument gemacht hat.

Gerade die beiden längsten Stücke mit jeweils um die 5:50 Minuten kitzeln die Qualität von Tylor Leads gänzlich heraus. Endlich nimmt man sich wieder Zeit! Undesired Numb und The Witch nutzen eben diese Zeit, die sie haben. Der Aufbau orientiert sich an den klassischen Wurzeln, wird durch die moderne und voluminöse Produktion dann wieder auf moderne Wege geknüppelt. Auf den Punkt gesetzte Basssoli wie in Undesired Numb, knifflige Gitarrensoli in The Witch oder dominante Drum-Parts in Electric Wasteland lassen keinen Zweifel am Können der fünf Musiker – sowohl in der Bedienung ihrer Instrumente als auch im Songwriting.

Vor allem Johnny am Gesang verleiht Tyler Leads eine ganz eigene Marke. Die raue und prägnante Stimmfarbe erinnert nicht selten an Myles Kennedy, Sänger von Alter Bridge und Slash, mit einer Prise Nikola Mijić von Eden’s Curse. Somit eine hochmoderne Mischung, die einen noch höheren Wiedererkennungswert hat. Selbst wenn es an Double Time Parts wie in Electric Wastelands geht, kommt Johnny keineswegs an seine Grenzen. Volbeats Michael Schøn Poulsen kann dagegen einpacken.

Kurz: Ich will ein ganzes Album. Ich will sie live sein. Gib mir mehr davon!

Tyler Leads – Stay Ugly | Die Fakten

Album: Tyler Leads – Stay Ugly
Genre: Hard/Heavy Rock
Länge: 6 Songs – 28 Minuten
Release: 28.07.2017
Label: recordJet

Review overview

Gesamt:8

Summary

8Diese EP schreit nach mehr Raum. Da ist dringend ein Album fällig.