Es ist Januar, es ist bitterkalt. Wir befinden uns in Viersen-Süchteln. Wie kommen wir hierhin?, fragen wir uns. Was sollen wir hier? Darauf kann es nur eine Antwort geben: Das Festivaljahr 2019 will eröffnet werden! …aber, werter Schreiberling, es ist Januar! In Viersen! – Völlig richtig. Bereits zum 23. Mal ruft das Indoor-Festival Süchteln brennt zum Jahresauftakt! Alle Fotos findet ihr am Ende des Beitrags.
Während des Festivals haben wir mit Tequila and The Sunrise Gang & Floot über das Festival, Songwriting und baldige Releases gesprochen. Lest euch daher auch gern die verlinkten Interviews durch!
Mosquito Punch | Überraschung des Abends
Eröffnen dürfen heute Mosquito Punch, die mit ihrem sehr bluesigen Hard Rock, der hier und da auch ein paar Punkrock-Einflüsse offenbart, das Publikum schnell auf ihrer Seite haben. Die Rhythmusfraktion groovt wie Sau, und der – wie ich mir habe sagen lassen – unheimlich fotogene Sänger Mario Nowack überzeugt mit dem Blues in seiner Stimme. Manche Riffs von Mosquito Punch kamen mir zwar reichlich bekannt vor, aber man muss auch keinen Kreativitätswettbewerb gewinnen, um ein überzeugendes Konzert abzuliefern! Nur der sehr ausladende (proggige?) einzige deutschsprachige Song der Band ging ein wenig an mir vorüber.
Tourette’s | Liebevolle Anarchie
Danach besteigen Tourette’s aus Mönchengladbach, also beinahe Lokalmatadore die Bühne. Wenn ich eine Schublade bedienen muss, dann ist es wohl Punkrock – ziemlich anarchischer Punkrock. Gelegentlich wird gerappt, hier und da mischt sich eine Posaune ein. Die Jungs auf der Bühne haben jedenfalls jede Menge Spaß, und der überträgt sich auch sehr schnell aufs Publikum. Gegen Ende wird es wirklich anarchisch im Süchtelner Josefshaus: Zahlreiche Stage Diver springen bei Naked & Happy in die Menge, einer der Gitarristen spielt auf den Schultern eines Zuschauers. Starker Auftritt!
Flooot | Blechblas-Rap und noch viel mehr
Ich fürchte, ich muss mich langsam daran gewöhnen, dass die Künstler auf der Bühne immer häufiger jünger sein werden als ich es bin. So auch bei Flooot. Die Göttinger spielen, so nennen sie es selbst, Blechblas-Rap. Ich war, das muss ich zugeben, im Vorfeld sehr skeptisch. Hip-Hop (was ja so gar nicht meine Musik ist) mit Trompete und Posaunen? Kann das funktionieren? Und passt das in das Line Up dieses Festivals? …das tut es! Ich habe lange nicht mehr eine so kreative Mischung auf einer Bühne sehen dürfen: Die Blechblasinstrumente fügen sich fantastisch ins Gesamtbild und die drei Frontmänner und Bläser haben eine beeindruckende Bühnenpräsenz. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir von Flooot noch mehr hören werden.
Wir wollten mehr von der Band dieser besonderen Musikrichtung wissen und haben mit ihnen darüber ihre Stilfindung, Songwriting und die Krux an Social Media unterhalten.
“Wir haben „Leben muss sich lohnen“ zum Beispiel wirklich bei unserem Trompeter im Kleiderschrank aufgenommen. Das geht halt.”
Tequila and the Sunrise Gang | Wiederholungstäter mit Live-Premiere
Headliner waren in diesem Jahr die großartigen Tequila and the Sunrise Gang. Die Kieler sind dem Publikum sowohl vom vergangenen Süchteln brennt als auch vom Eier mit Speck 2018 ein Begriff, und dementsprechend geht das hier und heute schon beinahe als Heimspiel durch. Dementsprechend tanzwütig ist die Meute, TATSG machen es ihr aber auch mit einer tighten Setlist, die den Fokus auf das immer noch aktuelle Album Of Pals and Hearts legt, leicht. Wie auch schon 2018 kommt das Publikum in den Genuss einer Live-Premiere, namentlich So What, mit dem uns Tequila and the Sunrise Gang bald beglücken werden. Ich bin mir sicher: Nur wenige der Anwesenden hätten etwas dagegen, wenn Tequila and the Sunrise Gang zum Stammgast in Süchten würden!
So oft hier erwähnt und jetzt folgt auch das erste Interview. René hat ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, welche Pläne sie mit dem neuen Bandhandy haben, wie das Songwriting mit acht Musikern abläuft und dass wir schon im Februar einen ganz frischen Release erwarten können.
“Ich habe da so meine Dinge [beim Songwriting] im Kopf und wenn es dann arg davon abweicht, dann kann ich wirklich schon eine kleine Diva sein.”
Noch ein paar abschließende Worte zum Festival selbst: Es ist wirklich beeindruckend, was Organisator Markus Heines hier auf die Beine stellt. Egal, mit wem man spricht, (nicht nur) jeder Musiker ist überrascht und völlig begeistert vom Süchteln brennt. Die technische Ausstattung steckt auch deutlich größere Festivals in die Tasche (dass die Musiker sich aber selbst auf in der Halle verteilten Leinwänden beobachten können, hat den ein oder anderen doch irritiert), die Organisation funktioniert (wenn Markus nicht gerade ausladend geehrt wird wie im vergangenen Jahr), die Bandmischung ist bunt, fügt sich aber dennoch sehr harmonisch zusammen, und überhaupt: Einen sympathischeren Start ins Konzert- und Festivaljahr kann ich mir kaum vorstellen. Wir kommen gerne wieder!