Ich habe Yelawolf schon etwas länger verfolgt und mir ist aufgefallen, dass es meistens zwei Versionen von ihm gibt: eine Hardcore-Version, die knallt, schnell ist, sich für nichts entschuldigt. Er eckt an und fliegt nur so über jeden Beat. Und eine leisere, verletzliche Version, die Geschichten über Herzschmerz und Lebenslektionen erzählt, die er vielleicht auf dem unangenehmeren Weg lernen musste. Und auf keinem seiner Alben geben sich beide so die Klinke in die Hand wie auf Trunk Muzik 3.

Los geht es aber definitiv mit dem harten Yelawolf, der die Beats massakriert und mit Zungen brechenden Zeilen und einem geisteskranken Flow überzeugt. Das zieht sich bis zu Special Kind Of Bad, das mich vor allem durch die bedrückende Atmosphäre abholen konnte. Auch Like I Love You schlägt in diese Kerbe, auch, wenn der Track mir in seiner Aufmachung der Vulgarität zu simpel ist. Aber die Kombination aus Beat und Flow ist genial und hypnotisierend auf gewisse Weise.

Ein Track, auf den ich genauer eingehen muss, weil wieder andere mit drinhängen, ist Rowdy. Darauf ist nämlich unser Freund MGK zu hören, als Feature-Gast. Jetzt müsst ihr wissen, Yelawolf veröffentlichte Trunk Muzik 3 über Shady Records, das Label eines gewissen Eminem. Eminem, MGK, da war doch was…? Entweder Yelawolf hat neuerdings also was gegen Eminem oder der Beef war abgesprochen, um beide mal so richtig ins Rampenlicht zu rücken, richtig?

Falsch! Zeitlich nicht zwingend einfach nachzuverfolgen, wenn man sich nicht einliest, aber letztlich sehr simpel: Yelawolf kündigte das Feature mit MGK bereits an, bevor der Beef losging. Es ist also anzunehmen, dass der Part von MGK schon fertig aufgenommen war, noch bevor überhaupt irgendetwas los war. Und falls ihr euch über Bloody Sunday, den Freestyle von Yelawolf und die Aussagen Richtung MGK wundert: So wirklich raushören, was da Sache war, konnte man meiner Meinung nach nicht.

Aber jetzt zurück zum eigenen Album. Denn das ist wahrlich vielfältig. Egal, ob auf Drugs ein kommerzieller Sound angepeilt wird oder auf Addiction echte Oldschool Gefühle aufkommen, alles klingt harmonisch, greift ineinander und nichts wirkt wie ein Fremdkörper oder an falscher Stelle.

Mein persönlicher Favorit findet sich allerdings ganz am Ende der Platte wieder. Over Here hat für mich das beste Gesamtpaket auf dem Album zu bieten. Vor allem die Hook aber überzeugt mich sehr, die Melodie werdet auch ihr so schnell nicht wieder los werden.

Ist Trunk Muzik 3 ein empfehlenswertes Album, wenn ihr Yelawolf noch nicht kennt? Wahrscheinlich nicht. Ist es trotzdem ein empfehlenswertes Album? Auf alle Fälle. Eine gelungene Mischung aus Härte und Einfühlsamkeit gepaart mit guten Zeilen und einer kleinen Prise anfänglicher Verwirrung machen die Platte eine Erfahrung, die es wert ist.

Review overview

Gesamt:8

Summary

8