Ich war gerade mit meiner Bachelorthesis fertig geworden, das Studium war also abgeschlossen, da fiel mir ein: Ich bin ja heute auf einem Konzert! So (oder zumindest so ähnlich) muss es sich in meinem Kopf zugetragen haben an diesem 03. Juni im wunderschönen Köln.

Ich habe mich also mit einer guten Freundin zusammengetan, ganz gemütlich ein paar Bierchen gekippt und dann sind wir auf zum Stadtgarten, den man lieben muss, wenn man Kölner ist. Nirgends in der Innenstadt hat man so eine grüne Oase zum Entspannen, Lesen… oder zum Besuchen von Konzerten.

Auch wenn ich zu Anfang noch Hoffnung hatte, die ganze Geschichte würde Open Air stattfinden, hat die Location super viel hergemacht, ich finde kleinere Locations einfach angenehmer. Und angenehm ist direkt das passende Stichwort, denn so war auch der Support. SiR Pryce ist scheinbar ein aufstrebender Künstler, denn ich habe vorher noch absolut gar nichts von ihm gewusst oder gehört, aber der Junge kann was. Wenn der so weiter macht und sich selbst noch etwas weiterentwickelt, dann wird das mal was.

Pünktlich um 21:00 betritt dann Anderson East mit seiner Band aus sechs Leuten die Bühne und es geht mit Somebody Pick Up My Pieces los. Und ab da bin ich in einer ganz anderen Welt. Es ist, als wäre der Rest um mich plötzlich verschwunden und alles ist gut. Diese Atmosphäre, die ich ja schon zur Genüge beschrieben habe, als ich sein aktuelles Album reviewt habe, ist einfach sofort da und umgreift den Saal.

Es ist ein sehr intimes Konzert, was natürlich zum einen der Musik zuzuschreiben ist, aber zum anderen aber auch dem Publikum, das raushat, wann es ruhig sein sollte, um zu genießen, und wann es laut sein darf, um die Energie rauszulassen, die die Band mit sich bringt. Und ich habe seit langem keine Band mehr gesehen, die mit solcher Präzision spielt. Das war alleroberste Güteklasse.

Neben der ganzen Intimität, die dieses Konzert mit sich bringt, schafft es Anderson East aber auch, „klassisch“ zu unterhalten. Kommt er anfangs noch schüchtern rüber, fühlt er sich mit jedem Song wohler und fängt nach King For A Day einfach an, aus seiner Kindheit zu erzählen, die er in Alabama teils mit den Presbyterians verbracht hat: „When I first was with the Presbyterians they told me I wasn’t allowed to purple. And I was just like: man what the hell does purple mean? And I don’t know why, but for some redneck logic, boys were always blue, and the girls always were pink. And while being with the Presbyterians, no one was allowed to purple.“

Das Konzert schreitet immer weiter voran und ich bin die ganze Zeit voll im Film, es ist in diesem Moment einfach alles gut. Kennt ihr das, wenn ihr einfach absolut keine Sorgen habt für eine gewisse Zeit? Ich eigentlich auch nicht, aber da war es so.

Das Konzert kommt zu seinem ersten Ende mit den drei Songs Girlfriend, All On My Mind und This Too Shall Last, was absolut rund läuft als Abschluss. Die Band beweist in einer ganz feinen und leisen Passage einmal mehr ihr Können und dann gehen alle von der Bühne – vorerst. Denn der Applaus reißt mehrere Minuten lang nicht ab. Und dann kommen Anderson East und die Band doch noch einmal nach oben und spielen uns mit Always Be My Baby eine traumhafte Version des Mariah Carey-Klassikers. House Is A Building beschließt das Konzert dann tatsächlich nach guten 100 Minuten, und ich will eigentlich gar nicht gehen. Also bleiben ich und meine Begleitung noch kurz und machen Fotos mit dem guten Herrn. Ich liebe kleine Locations, habe ich das schonmal gesagt?