Ich mag Düsseldorf ja wirklich. Aber eines muss ich mal loswerden: Liebes Düsseldorfer Publikum, könntest du nicht manchmal etwas mehr sein wie das, ich sage es wirklich ungern, Kölner Publikum? Und etwas mehr abgehen? Und vielleicht nicht den Düsseldorfer Halbkreis (ein Halbkreis mit dem Radius B/2, wobei B der Bühnenbreite entspricht, der sich auf Konzerten vor skeptischem Düsseldorfer Publikum regelmäßig vor der Bühne bildet und in den sich maximal drei Mutige trauen) bilden? Das würde es vielen Bands deutlich leichter machen. Aber von vorne!

Kafvka haben bei mir mit ihrem aktuellen Album 2084 einen durchwachsenen Eindruck hinterlassen. Manche Songs fand ich wirklich großartig – andere wirklich schlimm. Im Ergebnis habe ich das Album dann aber doch öfter gehört, als ich erwartet hätte. Darum war klar, dass ich die Einladung, mir live noch einmal einen anderen Eindruck von der Band machen zu dürfen, gerne angenommen habe.

Eröffnet haben den Abend Megazwei aus Mainz, die ihre Musik selbst als eine Mischung aus Deutsch-Pop, Punk, Hip Hop, Rock beschreiben – und das ist so nichtssagend wie treffend. Mit einer soliden Rockbasis, der entspannten und lockerleichten Beschwingtheit des Pop – ohne dabei belanglos zu werden –, merklichen Punkeinflüssen und den Raps der beiden Frontleute darüber gelang es Megazwei, eine wundervoll entspannte und dennoch intensive Atmosphäre ins Tube zu zaubern. Genau das ist die Musik, zu der man in einem Cabrio durch eine laue Sommernacht fährt und Sorgen einfach Sorgen sein lässt. Stark!

Kafvka enterten mit Hallo Welt die Bühne und legten den Fokus klar auf 2048. Einzig Zukunftsmusik wurde – wenn mich nicht alles täuscht – nicht gespielt, sonst kam jeder Titel zu seinen Ehren. Und, was soll ich sagen: Tatsächlich funktionieren live die Songs, die mich auf Platte nicht sonderlich überzeugt haben – allen voran Wi-Fi und Chip im Kopf, die plötzlich zu Energiebündeln mutiert sind. Apropos Energiebündel: Die Band hatte offenbar Lust und Frontmann Jonas Kakoschke hat auch betont, dass die Band voller Energie sei und diese rauslassen müsse.

Allein – auf was für Konzerten muss man das ausdrücklich betonen? Richtig – vor Publikum, das etwas hüftsteif ist. Und das trifft leider auf dieses Publikum an diesem Abend zu. Auch wiederholte Aufforderungen, etwas Bewegung ins Tube zu bringen, perlten ab, als wäre der ein oder andere mit Teflon beschichtet. Erst kurz vor Ende des regulären Konzertes kam dann glücklicherweise Bewegung ins Tube – gerade rechtzeitig, um zu Fick dein Volk einen Mittelfinger raus an AfD, Pegida und Konsorten zu schicken. Im Zugabenblock gab es noch einen sehr interessanten Remix von 2018 auf die Ohren, sowie – ich hatte schon befürchtet, ausgerechnet dieser Song würde auf der Setlist fehlen – Groß in der Kleinstadt, womit Kafvka das zufriedene Düsseldorfer Publikum in die warme Sommernach in der Großstadt schickten.

Ich bin froh, mich auf Kafvka eingelassen und die Gelegenheit genutzt zu haben, mir einen Eindruck von den Live-Qualitäten der Berliner zu machen. Mein Fazit: Es schadet nicht, mit offenen Ohren durch die Welt zu gehen. Es wird belohnt. Ich bin gerne wieder dabei – hoffentlich mit einem etwas tanzfreudigeren Publikum.

Edit: Wie Kafvka selbst das Publikum – im Speziellen eine Person – erlebt hat, erfahrt ihr aktuell noch in ihrer Insta-Story.