„Man muss das Eigentum anderer achten!“, sprach Jörkk, trat zwei Bierflaschen über die Bühne und warf das Mikrofon hinterher. So endete ein Abend, der so viel Love A-Charme versprühte, dass es ein jedes Hipster-Herzchen zum Strahlen brachte – und meins auch.

Die Show wird allerdings eröffnet von DFT. – einer Post-Emo-Rock-Band, die an diesem Abend vor allem durch ihren dominanten Gitarrensound besticht. An selbiger steht übrigens Lasse Paulus, die bessere Hälfte von Love A-Sänger Jörkk Mechenbier in ihren Akustik-Duo Schreng Schreng & La La. Während Lasse zwar der lauteste auf der Bühne war, so war Sänger Kilian der Platzhirsch der Kombo. Er nahm die Bühne ein als wäre es sein Zuhause, rannte, sprang und verausgabte sich – nicht als letzter an diesem Abend.

Bevor es mit dem Hauptact allerdings weiter geht, wird das beste Intro eingespielt, das ich je gehört habe. Ich bin vieles gewohnt. Schließlich ertrage ich vor jedem Massendefekt-Konzert „Major Tom“ von Peter Schilling. An diesem Abend geht es aber los mit dem grandiosen Fußballer-Interview „Woran hat es gelegen?“. Herrlich!

Love A selbst sind eigen, sehr eigen. Wer das schon über die Platte denkt, darf sich live auf noch mehr exzentrisch liebevolle Eindrücke gefasst machen. Denn das, was die vier da auf der Bühne präsentieren, ist Herzblut und Hass, Liebe und Leidenschaft und ein ganz bisschen Wahnsinn.

Allein Jörkk Mechenbier ist einfach ein Phänomen. Er gestikuliert wild, rennt auf und ab wie ein Tiger im Käfig. Schimpft, spuckt und schreit sich die Seele aus dem Leib. Bis er nach der Hälfte der Setlist auf dem Bühnenboden sitzt und nach dem Defibrillator fragt. Während zwischen den Songs also ein Häuflein Elend auf der Bühne nach Luft schnappt, ist von fehlender Kondition während der Lieder nichts zu spüren. Die ganze Band hat eine wahnsinnig einnehmende Präsenz, der man sich nicht entziehen kann.

Selbst das Düsseldorfer Publikum, das ich milde gesagt als „schwierig“ betiteln würde, ist plötzlich ganz da. Zuvor wurde das Konzert vom Club des zakk in die Halle hoch verlegt, sodass rund 400 Leute dem irrwitzigen Geniestreich beiwohnen, mitsingen und im Moshpit (für Düsseldorfer Verhältnisse) ordentlich die Sau raus lassen.

Die Setlist ist eine gesunde Mischung aus allen vier Studioalben von Love A. Den Anfang machen die Altbekannten Oder? und Juri, aber auch Braindecoder und 100.000 Stühle leer finden ihren Platz. Das neue Album ist vertreten mit Songs wie Nichts ist leicht, Nachbarn II und Kanten. Sonderling war scheinbar gar nicht geplant, wurde aber trotzdem gezockt. Stark gefragt war nach einem sonnigen 28°C-Tag natürlich Freibad. Aber diesem Wunsch kommt die Band nicht nach.

„Kennt ihr das? Wenn ihr das Gefühl habt, die Setlist endet nie?“, keucht Jörkk mittendrin.
Ja, das kenne ich, Herr Mechenbier. Nach einem 3,5 stündigen Konzert der die ärzte, wenn die Alten nach der zweiten Zugabe noch einmal rauskommen. Aber ich habe ja leicht reden, ich muss ja nicht auf der Bühne hunderte Leute beglücken.

Und die Düsseldorfer sind glücklich an diesem Abend. Statt der obligatorischen Zugabe-Rufe, stimmt das zakk das Outro aus Jagd und Hund an: „Brennt alles nieder, fickt das System!“ Nach der zweiten Zugabe und dem Rausschmeißer Valentinstag (in Husum) verabschieden sich Love A von einem großartigen Abend und dem für mich bisher besten Konzert im zakk.

Danke, Love A.