Sonntag und Ruhetag? Pff. Als ob!
Massendefekt und ihre Supports Radio Havanna und Max Raptor haben am 02. April zu einer glanzvollen Punkgesellschaft geladen und die Zeche Bochum platt gemacht.

Max Raptor | Britischer Punk aus allen Rohren

Ausschließlich in Bochum mit dabei, starten Max Raptor mit Punk aus dem bald gar nicht mehr so vereinten Königreich. Genau das war zwischen den Songs auch das Thema, das die Band an diesem Abend besonders beschäftigt hat. Schließlich wird es in Zukunft für das britische Quartett nicht mehr so einfach sein, eben mal in Deutschland zu spielen.

Vermutlich auch deswegen wird der Abend richtig ausgekostet. Da ist es auch scheißegal, dass die Zeche zu diesem Zeitpunkt nicht mal zur Hälfte gefüllt ist. Max Raptor mit Will Ray an der Spitze strahlen eine bemerkenswerte Spielfreude aus, die mitreißt und auch die schnöden Nicht-Kenner der Band von den Socken reißt. Dazu kommt die typische Punk-Dynamik, die ich liebe und die alle drei Bands in Bochum erstklassig repräsentieren.

Radio Havanna | Der Funke wollte nicht so recht…

Radio Havanna sind für mich die Hoffnung des Abends. Als leicht zu beeindruckendes Vorband-Opfer habe ich fast vermutet, dass die Berliner eine Neuentdeckung werden könnten. Leider springt der Funke nicht über. Versteht mich nicht falsch, die Jungs fügen sich super in das Bandpaket an diesem Abend ein und haben die Leute, die schon da sind, auch voll im Griff, aber es ist eben keine Liebe auf den ersten Takt.

Dennoch sind die vier schlichtweg gut! Die wissen, was sie tun und tun das mit ordentlich Eiern. Punk, der live genau da sitzt, wo er hin gehört: Nämlich in der Magengrube. Um die gleich wieder vollzutanken, verteilt Sänger Fichte mittendrin eine Runde Kurzen im Publikum.
Obwohl ich mit Radio Havanna nicht ganz warm geworden bin, konnte ich dem Drang bei dem Cover Alles nur geklaut von den Prinzen nicht widerstehen und musste mich einfach in den Moshpit werfen. Ich meine: Hallo? Wie geil ist das denn?
Allein wegen dieser Coverwahl werde ich den Berlinern sicherlich noch einmal eine Chance geben. Abhaken kann und will ich Radio Havanna nämlich doch nicht.

Massendefekt | Zu viel Platz im Moshpit

Leicht pathetisch habe ich kurz vor dem Konzert noch getwittert, dass Massendefekt-Konzerte sich immer auch ein bisschen nach Nach-Hause-Kommen anfühlen. Vielleicht ist das übertrieben, aber musikalisch ist das irgendwie doch der Fall.

Los geht es ausgerechnet mit Der Hoffnung entgegen, das bei den letzten Shows am Ende als eines der Highlights zu finden war. Es ist also absolut kein Wunder, dass die Zeche Bochum innerhalb der ersten Takte auf Betriebstemperatur katapultiert wird. Mittlerweile ist es im Publikum zwar voller geworden, aber von ausverkauft war Bochum an diesem Abend weiter entfernt als ich erwartet hatte. Ist eben auch ein Sonntag. Aber das ist auch alles egal. Hat man halt einen größeren Anlauf in die Wall Of Death. Der Stimmung hat das jedenfalls keinen Abbruch getan – weder vor noch auf der Bühne.

Wo Sänger Sebi sonst nicht allzu viel auf der Bühne plaudert, plappert er heute fröhlich drauf los. „Es muss ja nicht alles Schwarz Weiß Negativ im Leben sein“ – an diesem Abend muss aber offensichtlich jede schlechte Überleitung rausgehauen werden. Hach, ich liebe es!

Die Setlist legt den Schwerpunkt weiterhin auf das aktuelle Album Echos, hat diesmal aber mehr Zeitsprünge vorzuweisen. Augenblick vor Engel, Besser als die Anderen nach Nebel. Mit zwei Zugaben kommen die Meerbuscher auf rund 25 Songs und satten zwei Stunden voller Schweiß und Hochstimmung.

Mit dem sechsten Konzert im letzten Jahr haben Massendefekt mich auch an diesem Abend wieder in den Zustand versetzt, einfach den Kopf ausmachen zu können, mich von der Menge und den Songs treiben zu lassen und die Musik zu genießen. Deswegen sind sie definitiv immer einen Konzertbesuch wert!

Neben einigen wenigen Festivals, ziehen sich Massendefekt allerdings für den Rest des Jahres zurück, um wieder ins Studio zu gehen. 2018 soll es dann mit neuem Album und neuer Tour weiter gehen. Ich freue mich auf alles, was da kommen mag.