Der April war sehr schleppend. Wenn ich mir das Monatsresümee so anschaue, bin ich erstaunt, wie viele Seiten ich abgerissen habe (natürlich nur im übertragenen Sinne – hier wird nichts gerissen, abgeknickt oder den armen Buchrücken gebrochen, ihr Mörder!). Aber lest selbst:
Throne of Glass: Kriegerin im Schatten (Band 2) – Sarah J. Maas
[Vorsicht Spoiler im Klappentext, wenn ihr Band 1 noch nicht gelesen habt]
Celaena hat sich in einem unerbittlichen Wettkampf gegen ihre Konkurrenten durchgesetzt und ist nun Champion des Königs. Nach seinen Vorgaben soll sie unliebsame Gegner beseitigen, die dessen grausame Herrschaft beenden wollen. Doch statt sie aus dem Weg zu räumen, warnt Celaena seine Feinde und ermöglicht ihnen so die Flucht. Dieses Geheimnis verbirgt sie zunächst selbst vor Chaol, zu dem sie sich gegen ihren Willen immer mehr hingezogen fühlt. Wie sehr kann sie ihm vertrauen? Schließlich ist Chaol der Captain der königlichen Leibgarde. Soll sie auf ihr Herz oder ihren Verstand hören?
Mehr Infos beim dtv Verlag.
Der zweite Band hat mich total enttäuscht. Unter den Bookstagramern auf Instagram sieht man ständig die Throne of Glass Reihe als absolute Lieblingsreihe aufgeführt. Nach dem ersten Band hatte ich eine Ahnung, warum. Nach dem zweiten verstehe ich die Welt nicht mehr. Die Handlung hat sich unerträglich in die Länge gezogen und hat mich nicht packen können.
Eine Stelle hat mich zudem wirklich aufgeregt. Leider kann ich ohne zu spoilern darauf hier nicht eingehen. Nur so viel: Eine bestimmte Reaktion von Celaena fand ich komplett überzogen und inkonsistent im Vergleich zu ihrem Verhalten anderen Charakteren gegenüber. Leider ist dieser Plot-Twist grundlegend handlungsweisend für den weiteren Verlauf, der mich danach nur genervt hat und für mich schlichtweg nicht nachvollziehbar war. Wer sich darüber genauer unterhalten will, kann mich gern anschreiben.
Zu diesem Band brauche ich jetzt erstmal einige Monate Abstand, ehe ich dem dritten Teil eventuell eine Chance gebe.
Utopien für Realisten: Die Zeit ist reif für die 15-Stunden-Woche, offene Grenzen und das bedingungslose Grundeinkommen – Rutger Bregman
Was sind heute die großen Ideen? Historischer Fortschritt basierte fast immer auf utopischen Ideen: Noch vor 100 Jahren hätte niemand für möglich gehalten, dass die Sklaverei abgeschafft oder die Demokratie wirklich existieren würde. Doch wie begegnen wir den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt, des Familienlebens, des gesamten globalen Gefüges? Der niederländische Vordenker Rutger Bregman sagt: «Das wahre Problem unserer Zeit ist nicht, dass es uns nicht gut ginge oder dass es uns in Zukunft schlechter gehen könnte. Das wahre Problem ist, dass wir uns nichts Besseres vorstellen können.» Wir müssen es wagen, das Unmögliche zu denken, denn nur so finden wir Lösungen für die Probleme unserer Zeit. Bregman macht deutlich, warum das bedingungslose Grundeinkommen eine echte Option ist und inwiefern die 15-Stunden-Woche eine Antwort auf die Digitalisierung der Arbeit sein kann. «Alternativlos» ist für Bregman keine Option, sogar die Armut kann abgeschafft werden, wie er am Beispiel einer kanadischen Stadt zeigt. Bregmans Visionen sind inspirierend, seine Energie ist mitreißend; er zeigt: Utopien können schneller Realität werden, als wir denken.
Mehr Infos beim Rowohlt-Verlag.
Das Buch habe ich Anfang des Jahres angefangen und immer mal wieder ein Kapitel gelesen. Dann kam Corona und ich habe das Ding verschlungen. Denn plötzlich hatten Bregmans abstrakte Thesen von Grundeinkommen, 15-Stunden-Wochen, der Pay-Gap zwischen systemrelevanten Berufen (wie wir sie mittlerweile so hochachtungsvoll betiteln) und Finanzheinis sowie fernen Utopien plötzlich die Lösungen für Mechanismen parat, die das deutsche System (das ist das einzige, bei dem ich mich auskenne, daher verweise ich nur auf das) schon vor dieser großen Krise hätte Probleme lösen oder aktuell aufkommende besser abfangen können – und es immer noch könnten.
Dabei unterfüttert Bregman alle seine Hypothesen doppelt und dreifach mit Studien, zieht historische Momente hinzu, in denen es solche „Utopien“ schon (fast) gegeben hatte, und aus unbegreiflichen Gründen nicht weiterverfolgt wurden. Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, in denen die wildesten Utopien plötzlich Realität wurden. Bestes Beispiel: Das Frauenwahlrecht.
Alle Politiker*innen sollten mal einen Blick in dieses Buch werfen und sich diese fundierten Argumente zumindest einmal zu Gemüte führen. Dabei geht es mir nicht darum, dass Bregmans Forderungen 1:1 Anwendung finden und alle das bitte toll finden sollen – Demokratie und Heterogenität unserer Gesellschaft sieht das auch gar nicht vor – meiner Meinung nach müssen aber einige der hier genannten Konzepte zumindest mal wieder auf Kabinettstischen landen und in den politischen Diskurs (zurück) geholt werden.
Denn jetzt ist die Zeit, eine Krisenzeit, die Umbrüche erlaubt, nötig macht oder sogar einfordert.
Also: Bitte lesen. Danke.
Zeit des Sturms (Vorgeschichte 2 zur Hexer-Saga) – Andrzej Sapkowski
Das Königreich Kerack wird von Kämpfen um den Thron erschüttert. Auf der Suche nach Arbeit reist der Hexer Geralt von Riva dorthin und wird kurz nach seiner Ankunft verhaftet. Die Zauberin Koralle will ihn so zwingen, den Auftrag einer Gruppe von Zauberern anzunehmen. Er soll einen Dämon finden, der in Menschengestalt blutige Massaker verübt. Mit Unterstützung des Barden Rittersporn wieder frei, beginnt Geralt eine erotische Affaire mit Koralle und nimmt den Auftrag an. Es stellt sich heraus, dass einer der Zauberer die Dämonengeschichte erfunden und selbst die Morde begangen hat, um sich Geralts zu bemächtigen, an dessen außergewöhnlichen Augen er ein obskures Interesse hat…
Mehr Infos beim dtv Verlag.
Die Kurz- bzw. Vorgeschichten zur eigentlich Hexer Saga sind nicht geprägt von krassen, schnell aufeinanderfolgenden Handlungen, Sapkowski lässt die Erzählzeit lieber schleppend vor sich hintröpfeln. Die Stärke ist die atmosphärische Erzählweise, bei der ich mich wie ein fester Bestandteil der Reisegruppe Geralt/Rittersporn und mindestens ebenso unerwünscht, wie der Dichter selbst fühle. Herrlich! Das gilt für den ersten Band ebenso wie für den zweiten. Ihr bekommt auch keine fundamentalen Informationen, die zum Verständnis späterer Bände nützlich sind. Es geht eher darum ein Gefühl für die Welt von Geralt zu bekommen. Die wäre jetzt nicht direkt mein Traumreiseziel, muss ich gestehen, fasziniert lässt mich das Buch dennoch wieder zurück.
Die Krux am Mangel von antreibenden Handlungen ist, dass mir häufig die Motivation zum Weiterlesen gefehlt hat. Gerade wenn der Kopf woanders ist (Corona), fällt es mir schwer, die sehr bildhafte, gestalterische Schreibweise wirklich auszukosten.
Ändert alles aber nichts an den großartigen Ideen und Erzählstil von Sapkowski.
Redwood Dreams: Es beginnt mit einem Knistern (Band 5)
Redwood, Oregon. Wo die Liebe zu Hause ist …
Der abschließende Band der Bestseller-Reihe von Kelly Moran
Parker Maloney ist der Sheriff der kleinen Stadt Redwood. Und er gehört zu den wenigen Singles des Ortes, die nicht Reißaus nehmen, wenn das sogenannte Drachentrio im Anmarsch ist – drei ältere Damen, die schamlos kuppeln. Er hätte nämlich gar nichts dagegen, verkuppelt zu werden – zumindest bis Maddie Freemont wieder in Redwood auftaucht, seine Erzfeindin aus Highschool-Zeiten. Sie ist die einzige, die ihn mit nur ein paar Worten aus der Fassung bringen kann. Er würde sie am liebsten erwürgen. Oder küssen. Egal, solange sie nur die Klappe hält…
Mehr Infos beim Rowohlt-Verlag.
Die Redwood-Bände sind kitschig, verlaufen alle nach demselben Prinzip ab und sind dennoch so zuckersüß, dass ich mir den Release des letzten Buchs aus Redwood sogar in den Kalender eingetragen habe. Ich habe nichts bereut!
Bei jedem Buch – und da ist Band 5 keine Ausnahme – macht sich eine Feel-Good-Wonne breit, die ich bisher so nur bei Serien wie Gilmore Girls und Good Witch hatte. Wer mit dieser Art von Storytelling zurechtkommt, der wird in dem kleinen Städtchen viele, schöne Stunden verbringen. Deswegen bin ich etwas traurig, dass Redwood nun ein Ende hat.