Der Lesemonat Februar 2020 war ein…ernüchternder Monat. Alle Bücher waren auf ihre Weise ungefähr so eine Enttäuschung wie die Tiefkühl-Pizza, die man noch im hintersten Eck der Truhe gefunden hat. Sie macht satt und die eine Tomate darauf schmeckt auch. Trotzdem schwört man sich, dieses Erlebnis nicht zu wiederholen. Es sei denn…

Scythe-Trilogie – Neal Shusterman

Scythe-Trilogie

Klappentext Scythe (Band 1)

Unsterblichkeit, Wohlstand, unendliches Wissen.
Die Menschheit hat die perfekte Welt erschaffen – aber diese Welt hat einen Preis.

Citra und Rowan leben in einer Welt, in der Armut, Kriege, Krankheit und Tod besiegt sind. Aber auch in dieser perfekten Welt müssen Menschen sterben, und die Entscheidung über Leben und Tod treffen die Scythe. Sie sind auserwählt, um zu töten. Sie entscheiden, wer lebt und wer stirbt. Sie sind die Hüter des Todes. Aber die Welt muss wissen, dass dieser Dienst sie nicht kalt lässt, dass sie Mitleid empfinden. Reue. Unerträglich großes Leid. Denn wenn sie diese Gefühle nicht hätten, wären sie Monster.
Als Citra und Rowan gegen ihren Willen für die Ausbildung zum Scythe berufen werden und die Kunst des Tötens erlernen, wächst zwischen den beiden eine tiefe Verbindung. Doch am Ende wird nur einer von ihnen auserwählt. Und dessen erste Aufgabe wird es sein, den jeweils anderen hinzurichten…

Mehr Infos beim Fischer Verlag.

Leider klingen die letzten Zeilen des Klappentextes von Band 1 als handele es sich bei der Scythe-Trilogie wieder um die x-te dystopische Liebesgeschichte. Das ist es aber ganz und gar nicht.
Citra, Rowen, und im weiteren Verlauf noch der ein oder andere Charakter mehr, sind die handlungstragenden Bausteine einer Dystopie, die auf Mitgefühl und reiner Rationalität beruhen sollte, doch das Leitmotiv das älteste der Welt bleibt: Das Streben nach Macht.

Eingebettet in weit tiefergehende politische und systemkritische Verschwörungen, werden mal ganz am Rande, mal ganz offensiv moralische Patt-Situationen eingeflochten, in denen man nur verlieren kann.

Diese Reihe ist nichts, was man im Heititei-Modus mal so nebenbei liest, hier empfiehlt es sich aufzupassen, den Schachzüge, Motiven aller Charaktere zu folgen und zu hinterfragen.

Mir war das streckenweise tatsächlich zu viel. Ich vermute allerdings, dass ich in der Zeit nicht empfänglich für so viel Subtext und Mitdenken war und mir somit selbst mehr Lesespaß genommen habe als es den Büchern gerecht würde.

Trotzdem ist die Scythe-Trilogie von Neil Shusterman eine klare Empfehlung für Dystopie-Liebhaber!

Das neunte Haus – Leigh Bardugo


MORS VINCIT OMNIA
Der Tod besiegt alles
Wahlspruch von Haus Lethe

Acht mächtige Studenten-Verbindungen beherrschen nicht nur den Campus der Elite-Universität Yale, sondern nehmen seit Generationen Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der USA – das neunte Haus jedoch überwacht die Einhaltung der Regeln. Denn die Macht der Verbindungen beruht auf uralter, dunkler Magie: So können die Mitglieder der »Skull & Bones« die Börsenkurse aus den Eingeweiden lebender Opfer vorhersagen, während Haus Aurelian durch Blutmagie Einfluss auf das geschriebene Wort nehmen kann – ebenso hilfreich für Juristen wie für Bestseller-Autoren …

Als auf dem Campus von Yale eine Studentin brutal ermordet wird, sind die Fähigkeiten der Außenseiterin Alex Stern gefragt, die eben erst vom neunten Haus rekrutiert wurde: Nur Alex ist es auch ohne den Einsatz gefährlicher Magie möglich, die Geister der Toten zu sehen. Um eine Verschwörung aufzudecken, die weit über 100 Jahre zurückreicht, muss Alex ihre Fähigkeiten bis aufs Äußerste ausreizen.
Mehr Infos beim Droemer Knaur Verlag.

Nach den großartigen Büchern aus der Welt der Grisha hatte ich an Leigh Bardugo und den Start ihrer neuen Fantasy-Reihe wirklich hohe Erwartungen. Von ihr war ich Charaktere gewohnt, die sich fernab einer klaren Trennung von Gut und Böse bewegten, und sie in mir immer etwas bewegt haben oder mich wirklich faszinierten. Das gab es in „Das neunte Haus“ nicht.

Die Protagonistin Alex Stern ist überraschend platt, der Plott – so vielversprechend er auch klingt (er klingt in meinem Kopf nämlich nach Harry Potter) – so unkreativ ist er umgesetzt. Während der Mordermittlung hüpf man als Leser*in von einem Verdächtigen zum anderen Verdächtigen ohne, dass ich auf diesem Weg ein greifbares Gefühl für diese Welt bekomme. Das hat mich am meisten enttäuscht.

Vielleicht ist der erste Band nur eine zu lang geratene Exposition für alles, was noch folgt. Vielleicht war das alles wirklich nötig, um in den Folgebänden alles Unerwartete auf den Tisch knallen zu können. Aber das sehe ich hier nicht, fühle es nicht und war froh als ich durch war.

Empfehlung? Den ersten Band als alleinstehende Geschichte wohl nicht. Ich werde trotzdem Band zwei lesen, weil ich es mir nicht eingestehen will, dass Leigh Bardugo außerhalb ihrer Grisha-Welt einfach nicht glänzen könnte.

Greifenreiterin (Band 1) – Sabine Schulter

Gleich bei ihrer ersten Mission als vollwertige Reiterin fällt Rayna mit ihrem Greifen Ferril in die Hände der Nanjok, einem unbarmherzigen Volk des Nordens. Was dieses weit im Süden zu schaffen hat, weiß Rayna nicht – genauso wenig wie Hyron, der ebenfalls gefangen gehalten wird, wenn auch nicht durch Ketten. All ihr Denken ist auf Flucht ausgerichtet. Doch was beide nicht einmal erahnen, ist, dass ihr Treffen und ihr gemeinsamer Überlebenskampf bei den Nanjok erst der Anfang von etwas viel Größerem bedeutet.

Ich habe den Anfang geliebt. Allein schon das Setting: Greifenküken erwählen ihren Reiter, der zum Zeitpunkt des Kennenlernens auch nicht mehr als ein menschliches Küken ist, beide haben sich ganz doll lieb, werden zusammenausgebildet und am Ende übernehmen sie zusammen einen systemrelevanten Job für ihr ganzes Volk.

Auch die nachfolgende Handlung in der Gewalt ihrer Feinde ist genau die schöne, seichte Fantasy-Unterhaltung, die ich mir erhofft habe.

Und dann kommt das große Aber: Der Sprachstil. Es ist ja nicht so als würde ich nicht hin und wieder Bücher lesen und lieben, deren Zielgruppe offensichtlich nicht annähernd halb so alt ist wie ich, aber diese pseudo-lieblichen Ausdrücke in einem Stil, den 9-Jährige sicherlich toll finden, während die Protagonistin ihren Feind fast umbringt, finde ich schlichtweg unpassend und geradezu lästig.

Dabei ist das so schade, weil ich die Handlung gerne weiterverfolgen würde, meine Augen aber schon beim Lesen des ersten Teils Muskelkater vom Augenrollen hatten. Weil viele so davon schwärmten, habe ich alle Teile im eBook-Bundle gekauft und werde sie dementsprechend bestimmt irgendwann mal wieder lesen. Aber erstmal nicht.