Das vergangene Jahr war für mich in wirklich allen Belangen äußerst verrückt. Nicht zuletzt auch wegen dieses Blogs, der Anfang 2017 online gegangen ist. Dadurch sind plötzlich Bands in meinen Fokus gerutscht, von deren Existenz ich keine Ahnung hatte oder deren Genialität mir bisher verborgen blieb. So sind auch zwei Alben in diese Top List geraten, die ohne diesen Blog und das unter die Nase reiben Dritter einfach an mir vorbeigegangen wären. Statt mich also tiefer in den Metal zu graben, hieß es: Back to the roots. Und das bedeutet für mich: Mitreißender Punk Rock made in Germany (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Dabei blieb 2017 zwar solide stark, aber ich hatte wenig Stoff, der letztendlich in meiner Heavy Rotation gelandet ist. Das lag mehr an meiner musikalischen Stimmung und keineswegs an mangelnder Qualität. So hat sich ein Act im Vergleich zur Halbjahres-Bestenliste doch noch an Keeles Gut und dir vorbeigeschlichen. Auch die EP Stay Ugly von Tyler Leads ist irgendwie untergegangen, obwohl die übelst fetzt. Auch Montreals Schackilacki und 360° von Eskaltation gehören definitiv zu den erwähnenswerten Outputs aus diesem Jahr.
Platz 5 | Love A – Nichts ist neu
Im Fazit der ersten Jahreshälfte hatte ich das Album noch dezent dazu geschmuggelt, mittlerweile haben Love A ihre Label Kollegen Keele knapp überholt und sichern sich den fünften Platz.
Lova A liebt man oder man kann mit denen nichts anfangen. Auch auf Nichts ist neu scheucht Jörkk Mechenbier den Hörer gekonnt durch Willkür und Wahnsinn unserer heutigen Gesellschaft. Dabei aber immer wieder diese Fünkchen Hoffnung, die gleich wieder zunichte gemacht werden. Wunderschön!
Platz 4 | Anti Flag – American Fall
Auch bei mir war American Fall die Überraschung des Jahres. Amerikanischem Punk konnte ich nach der Live-Enttäuschung von Green Day nicht mehr anfassen, aber ich höre mich ja durch alles durch, was so in mein Postfach flattert und bei Anti Flag und mir hat es klick! gemacht. Opener und erste Singlauskopplung American Attraction hat genau das versprochen, was das ganze Album später halten sollte: Hoch gesellschaftskritisch, dabei nicht plump und ohne erhobenen Zeigefinger dabei exorbitant tanzbar und eingängig. Ich wünsche mir immer noch, dass so ein kritisches Album nicht nötig gewesen wäre. Aber wir (nicht nur die USA) sitzen nun einmal in dem braunen Schlamassel, entsprechend muss man dringend den Mund aufmachen – und zwar genau so.
Platz 3 | Die Toten Hosen – Laune der Natur
Eine klitzekleine Enttäuschung war Laune der Natur dann doch. Das Ding ist großartig – versteht mich nicht falsch. Das Thema Tod und Abschied ist mir persönlich besonders im hinteren Drittel aber einfach zu präsent geworden. Nach dem Tod ihres Managers und ihres ehemaligen Drummers ist die Nähe zur Endlichkeit zwar verständlich, führt aber bei mir dazu, dass ich das Album nicht durchhören kann. Als Düsseldorferin bin ich mit dieser Band aufgewachsen und werde mich immer über jeden Output der Urgesteine aus Flingern freuen, aber dieser hat’s eben aus ganz persönlichem Empfinden heraus nicht weiter nach oben geschafft.
Platz 2 | Itchy – All We Know
Ach, Itchy. Was habe ich mich nach dem Release geärgert, warum es nicht früher zwischen uns gefunkt hat. Auf Twitter wurde mir die Frage auch gleich von der Dreifaltigkeit höchstpersönlich beantwortet: „Weil wir erst seit gestern total geil sind!“. Das kann ich so nicht unterschreiben, denn 2010 auf dem Deichbrand waren sie schon extrem geil, aber mit All We Know haben die Eislinger die Krönung ihrer Bandgeschichte rausgehauen. Kurzweiliges und cleveres Songwriting lässt keinen Platz für Langeweile und macht auch nach stundenlangem Dauerrepeat immer noch dauerhaft Laune!
Platz 1 | Dragonforce
Im ersten Halbjahr schon unangefochten auf der 1, hat sich Reaching Into Infinity dort auch nicht mehr wegbewegt. Denn: Dragonforce haben auf ihren vergangenen Alben schon bewiesen, dass sie in abnormal hohen Tempi und komplizierter Gitarrenarbeit zuhause sind. Der neuste Release ist allerdings nicht nur eine Power Metal Granate, sondern schafft es auch mit Thrash- und Black-Metal-Passagen überragende Qualität abzuliefern! Dazu tritt Sänger Marc Hudson aus dem Goldkehlchen-Schatten hinaus und brilliert mit Shouts und Growls! Ein großartiges Album, das schnellen Metal in all seinen Facetten abbildet und noch nach dem 100. Durchgang noch Überraschungen zu bieten hat. Ein perfektes Album!